OÖ Landwirtschaftskammer und Molkereiunternehmen fordern klares Bekenntnis des Handels zu heimischen Molkereiprodukten
Erfolgte Kostensteigerungen in der Produktion insbesondere durch höhere Preise für Energie, Stallbau, Maschinen und Geräte sowie die Tiergesundheit stellen die Milchviehbetriebe weiterhin vor erhebliche wirtschaftliche Herausforderungen. „Die Verantwortungsträger in den Molkereien arbeiten täglich mit vollem Einsatz an der Erwirtschaftung bestmöglicher Erzeugermilchpreise für die Bäuerinnen und Bauern. Gleichzeitig arbeitet die Landwirtschaftskammer mit voller Konsequenz an der Ausgestaltung bestmöglicher agrarpolitischer Rahmenbedingungen für die heimischen Milcherzeuger. Für dringend notwendige weitere Verbesserungen zur Einkommenssituation in der Milchviehhaltung braucht es weiterhin die enge Zusammenarbeit und Abstimmung der bäuerlichen Vertreter in den Molkereiunternehmen und in der Landwirtschaftskammer sowie eine gelebte Partnerschaft in der Wertschöpfungskette bis zum Lebensmittelhandel. Die gegenseitige Zuschiebung von Verantwortlichkeiten zwischen den bäuerlichen Vertretern bringt uns in der Sache und auch im notwendigen entschlossenen Auftreten gegenüber dem Lebensmittelhandel nicht wirklich weiter“, erklären LK OÖ-Präsident Franz Waldenberger und der Präsident der Vereinigung österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) Helmut Petschar.
Molkereien in bäuerlicher Hand sichern bestmögliche Erzeugermilchpreise
Die heimischen Molkereiunternehmen befinden sich überwiegend in bäuerlicher Hand. Aktive Milchbäuerinnen und Milchbauern tragen dort die Hauptverantwortung und arbeiten gemeinsam mit den Geschäftsführungen sowie engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an der Sicherung eines bestmöglichen Milchpreises. Durch eine konsequente Qualitätsdifferenzierung in der Milchproduktion (konventionelle Qualitätsmilch, Wiesenmilch, Heumilch, Biomilch, Bio-Heumilch usw.) sowie einer hohen Innovationskraft in den Molkereiunternehmen gelingt es in Österreich seit Jahren, trotz erheblicher struktureller Nachteile, in der bäuerlichen Produktion im EU-Vergleich überdurchschnittliche Erzeugermilchpreise zu erwirtschaften. „So lag der durchschnittliche Erzeugermilchpreis heuer im Februar in Österreich bei 48,5 Cent, im EU-Durchschnitt bei 46,4 Cent und in Deutschland bei 45,8 Cent je Kilogramm Milch. Bessere Erzeugerpreise werden lediglich in Ländern erwirtschaftet, die im wesentlichen geringere Inlandsversorgungen aufweisen als Österreich“, erklärt VÖM-Präsident Helmut Petschar.

Steigende Milchmengen erfolgreich vermarktet
Aufgrund der erfolgreichen Bearbeitung von Exportmärkten durch die Molkereiunternehmen konnte die heimische Milchproduktion seit dem EU-Beitritt von 2,3 auf 3,5 Millionen Tonnen pro Jahr erhöht werden. Eine derartige Produktions- und Wertschöpfungssteigerung konnte in keiner anderen größeren agrarischen Produktionssparte erzielt werden. Dazu haben gut etablierte Herstellermarken, die Herkunfts- und Qualitätssicherung des AMA-Gütesiegels sowie die konsequente Qualitätsorientierung der Milcherzeuger einen wesentlichen Beitrag geleistet. „Innerhalb des EU-Binnenmarktes muss aber zur Kenntnis genommen werden, dass sich die Erzeugerpreisentwicklung aufgrund offener Märkte nicht wirklich vollständig von der europäischen und internationalen Entwicklung abkoppeln kann. Wer es ehrlich mit den heimischen Milchbäuerinnen und Milchbauern meint, darf auch diese Marktrealitäten nicht völlig ausblenden“, betont LK-Präsident Franz Waldenberger. Ein jährlicher Handelsbilanzüberschuss von 600 Millionen Euro bei Exporten von 1,7 Milliarden und Importen von 1,1 Milliarden Euro bei Milch und Milchprodukten dokumentiert die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der Milch und Molkereiwirtschaft. Bei der Bedienung des österreichischen Heimmarktes als auch bei Exporten können weit überdurchschnittliche Preise und damit Wertschöpfungsintensitäten ausgewiesen werden.
LK arbeitet für bestmögliche Rahmenbedingungen
„Unsere tägliche Arbeit als Landwirtschaftskammer ist es für bestmögliche agrarpolitische Rahmenbedingungen speziell auch für Milchbetriebe als Hauptproduktionssparte der agrarischen Wertschöpfung zu sorgen. Neben den verschiedenen Hilfspaketen der letzten Jahre (Versorgungssicherungspaket, Stromkostenzuschlag, temporäre Agrardieselrückerstattung usw.) konnten nach den erfolgten Verbesserungen der neuen GAP (bessere Dotierung der ÖPUL-Maßnahmen UBB und neue breitflächige ÖPUL-Grünlandmaßnahme) zuletzt insbesondere mit der erfolgten achtprozentigen Erhöhung der ÖPUL-Prämien und der Bergbauernausgleichszulage entscheidende Verbesserungen insbesondere auch für die Milchviehbetriebe erzielt werden“, betont Kammerpräsident Franz Waldenberger und ergänzt: „Selbstverständlich setzen wir uns gemeinsam mit den bäuerlichen Molkereifunktionären auch für bestmögliche Bauernmilchpreise ein. Wir müssen aber auch zur Kenntnis nehmen, dass diese ständig am Markt neu erkämpft werden müssen und dabei auch die allgemeine Marktentwicklung eine entscheidende Einflussgröße ist.
„Märkte funktionieren und reagieren nicht auf Zuruf. Die permanente Marktbearbeitung unter Berücksichtigung von Angebot und Nachfrage ist ein entscheidender Erfolgsfaktor“, ergänzt VÖM-Präsident Petschar.
Handelsketten tragen als wesentliche Marktpartner eine hohe Verantwortung
Die großen Lebensmittelhandelsketten tragen aufgrund ihrer marktdominierenden Stellung und als wesentliche Drehscheibe zu den Konsumentinnen und Konsumenten eine ganz besondere Verantwortung für die heimische Milch- und Molkereiwirtschaft.
„Bäuerliche Vertreter in den Landwirtschaftskammern und in der Molkereiwirtschaft fordern hier unisono eine faire und verantwortungsvolle Partnerschaft. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der vom Lebensmittelhandel eingeforderten Haltungsformkennzeichnung für Milchprodukte. Wenn von den bäuerlichen Betrieben nochmals höhere Haltungsformstandards verlangt werden, dann müssen diese durch entsprechende Zuschläge zu den Erzeugerpreisen auch fair abgegolten werden. Das ist aktuell die zentrale Herausforderung in der Milchwirtschaft.
Ehrenamtliche bäuerliche Funktionäre sind zentraler Erfolgsfaktor für Milchwirtschaft
Viele ehrenamtliche Funktionärinnen und Funktionäre setzen sich tagtäglich mit hohem persönlichen Engagement in den Landwirtschaftskammern sowie in den Molkereigenossenschaften für ihre Berufskollegen in den Milchviehbetrieben ein. Diese sind alle aufgrund demokratischer Wahlen von den Bäuerinnen und Bauern selbst in ihre Funktionärspositionen bestellt worden. Aufgrund ständig steigender Anforderungen auf den bäuerlichen Betrieben und der teilweise fehlenden innerbäuerlichen Anerkennung wird es immer herausfordernder, dafür motivierte und qualifizierte Persönlichkeiten zu gewinnen.
„Wir fordern daher trotz der bestehenden enormen wirtschaftlichen Herausforderungen einen respektvolleren Umgang miteinander. Ständig massive Kritik, persönliche Abwertungen sowie Zurufe von außen sind in dieser Situation keinesfalls förderlich. Vielmehr brauchen wir die Gemeinsamkeit und Geschlossenheit innerhalb der bäuerlichen Berufsgruppe, um im Sinne der berechtigten Anliegen unserer Milchbauern tatsächlich etwas weiterzubringen. Uns gegenseitig mutwillig den guten Willen für die Anliegen der Bauernschaft abzusprechen bringt uns in der Sache der Milchbauern keinesfalls weiter“, betonen Waldenberger und Petschar abschließend.
„Hohe Produktionskosten fordern die Branche heraus. Molkereien und Landwirtschaftskammer arbeiten daher intensiv an besseren Erzeugermilchpreisen und agrarpolitischen Rahmenbedingungen. Es braucht dazu aber die Zusammenarbeit und Abstimmung der bäuerlichen Vertreter in den Molkereiunternehmen und in der Landwirtschaftskammer sowie eine gelebte Partnerschaft in der Wertschöpfungskette. Die Zuschiebung von Verantwortlichkeiten zwischen den bäuerlichen Vertretern bringt uns in der Sache und auch im notwendigen entschlossenen Auftreten gegenüber dem Lebensmittelhandel dabei nicht weiter“, so Präsident Waldenberger.
Bildnachweis: Landwirtschaftskammer OÖ, Abdruck honorarfrei

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